Dienstag, 30. September 2008

Es ist Zeit wieder einmal etwas zu schreiben, denn es gibt viel zu erzählen! Die Bilder sind zwar aussagekräftig, aber es wäre zu einseitig dieses Jahr ausschließlich mit Fotografien zu dokumentieren und festzuhalten;)!
Seit über zwei Wochen lebe ich nun in dieser hässlichen, lauten, stinkenden und unstrukturierten, aber dafür russischen Stadt, die vielmehr einem riesigen Dorf ähnelt. Alles ist anders, alles ist neu, weshalb Kleinigkeiten zu Besonderheiten werden! Langsam finde ich mich in Voronezh zurecht, was mir ein sicheres Gefühl gibt. Überall warten neue positive wie auch negative Überraschungen auf mich und jeden Tag passiert etwas, was ich in keinem Fall erwartet hätte, doch das macht meiner Meinung nach so einen Aufenthalt aus! Mein Leben bekommt langsam wieder Struktur und eine Art Alltag stellt sich ein, beispielsweise gehe ich wöchentlich zum Sprachunterricht und ins Fitnessstudio.
Voronezh ist eine Stadt, in der ich in Zukunft noch viel entdecken werde! Die Straßen sind zu fast jeder Tageszeit verstopft. Wenn man kein Auto hat, hat man die Wahl zwischen den zwei Straßenbahnlinien dieser 1-Millionen-Einwohner-Stadt, den Busen, Maschrutkas oder Taxis. Meistens fahre ich Maschrutka, was für jeden Nichtmuttersprachler eine Herausforderung ist. Indem man die Hand herausstreckt, hält die gewünschte Maschrutka an, wenn man aussteigen will, egal wo, verkündet man dies lauthals und sofort bremst diese Mischung aus Bus und Taxi an Ort und Stelle. Einkaufen gehe ich meistens auf einem der vielen Märkte. Dort kann man den alten Frauen, die oft aus dem Kaukasus kommen, Gemüse, Obst oder Quark abkaufen. Auf der Straße zu kaufen ist meistens billiger und vor allem frisch. Die Kaufhallen haben jeden Tag bis 23.00 Uhr auf. Eine angenehme Einkaufskultur!
Ich wohne gemeinsam mit fünf AktivistenInnen meiner Organisation in einer Vierraumwohnung. Die Wohnung befindet sich im größten Plattenbaugebiet der Stadt, welches im Norden liegt. Alles ist grau und trist. Die Straßen sind kaputt und die Laternen und Lichter im Hausflur funktionieren meistens nicht. Im Flur treffe ich entweder auf Ratten oder grimmig dreinschauenden Russen. Ich weiß nicht genau, wem ich lieber im Dunkeln begegnen möchte... Unsere Wohnung ist lieblos und karg eingerichtet. Mittlerweile habe ich diesen Zustand akzeptiert und gemerkt, wie schnell man sich doch an solche Gegebenheiten gewöhnen kann. Anfangs war ich etwas enttäuscht, doch ich denke, dass ich in Zukunft damit umgehen kann. Schön ist, dass in meiner Wohngemeinschaft abends oft gekocht wird und wir dann gemeinsam essen. Und mein Zimmer richte mir nach und nach gemütlich ein... Eine kleine Heizung und einen Wasserfilter habe ich ja auch schon:).
Mein Projekt ist toll! Ich arbeite viel und bisher ist es sehr abwechslungsreich! Am Sonntag war ich in Moskau, weil dort ein Kongress aller russischen Menschenrechtsorganisationen stattgefunden hatte. Gemeinsam mit den mitgekommenen YHRM-Mitgliedern besuchte ich die dortigen Seminare, die zum Beispiel Korruption thematisierten. Leider habe ich so gut wie nichts verstanden:(. Dennoch war es interessant für mich zu sehen, wer was macht in Russland in Sachen Menschenrechte. Nun durchschaue ich etwas besser die Strukturen, da ich mir dort einen Überblick verschaffen konnte. Beispielsweise fand ich heraus, dass die YHRM-Mitglieder mit Abstand die jüngsten Aktivisten in diesem Bereich sind. Weil ich so wenig verstand, ging ich mir dann, nach dem wirklich delikaten Mittagessen, gemeinsam mit Jakob die Stadt anschauen. Jakob kommt aus Berlin und ist derzeit Praktikant bei YHRM, allerdings bleibt er nur noch bis übermorgen. Vollkommen ohne Plan liefen wir durch Moskau und wir haben so viel gesehen, es war toll! Moskau ist eine wundervolle Stadt mit einem ganz besonderen Charme! Im Gegensatz zu Voronezh ist Moskau sehr europäisch und ich bin wirklich froh, dass ich nur zehn Stunden Zug fahren muss, wenn mich der Wunsch nach einer gewissen Normalität plagt;)! Übrigens macht das Zugfahren in Russland viel Spaß:)! Man lernt immer Leute kennen, unterhält sich nett, trinkt Tee mit viel Zucker und ansonsten verschläft man die Stunden. Nachts fährt man in Voronezh los und man kommt mit dem Sonnenaufgang in Moskau an und geht erst einmal gemütlich frühstücken.

Mein Heimweh lässt langsam nach, doch dennoch fehlt ihr mir und ich will den Kontakt mit euch nicht missen!

Warme Grüße aus dem kalten Russland:)!

Sonntag, 21. September 2008

Eine der vielen ungewöhnlichen Sehenswürdigkeiten Voronezhs: Das Haus mit Haaren:)

Voronezh

Der Rote Platz in Moskau

Hirschluch

Samstag, 13. September 2008

Endlich!!! Mein Blog ist fertig! Dank Marei, einer Mitfreiwilligen und Freundin, die nach Minsk geht! Sie hat sich meiner Unfähigkeit angenommen und nun steht die Seite! :)

Am Montag geht es endlich los! Von Berlin-Tegel fliege ich gemeinsam mit meiner Vorgängerin Lisa nach Moskau. Noch am gleichen Tag fahre ich mit dem Nachtzug in das für mich noch geheimnisvolle Voronezh. Die Spannung steigt also! Was wird mich dort erwarten? Wer wird mich empfangen? Erwartet mich überhaupt irgendwer? Werde ich mich ausreichend verständigen können? Das ist nur ein Bruchteil der Frage, die mir zurzeit durch den Kopf schwirren! Da kann man nur abwarten...

Offiziell bin ich schon seit knapp zwei Wochen Freiwillige. Kein einfacher Job! Zunächst verbrachte ich mit fast 150 anderen Freiwilligen von ASF, die mittlerweile in zwölf Länder (zum Beispiel Israel und USA) entsandt worden sind, zehn Tage in Hirschluch. Hirschluch ist ein Kaff in Brandenburg, neben vielen Bäumen zieren vor allem DVU- und NPD-Plakate die Landschaft. Wir lernten in dieser idyllischen Umgebung Methoden zur Antisemitismus- und Rassimusbekämpfung. Menschenrechte waren natürlich auch ein Thema.

Seit gestern bin ich in Berlin. Die ASFler, die nach Russland, Weißrussland und in die Ukraine gehen, bekommen hier ihren letzten Schliff. Das heißt wir setzen uns ein letztes Mal intensiv mit den Ländern und ihren Besonderheiten auseinander. Es wird also russische Musik gehört, viel Wodka getrunken und das Leben genossen... Wie es sich gehört! :)

Fortsetzung folgt...

Ich vermisse euch alle sehr und habe euch lieb!!!